Schon seit einigen Tagen laufen die Unterschriften im Sekundentakt ein, die 10.000-Marke sollte bald geknackt sein. Gemeint ist natürlich die überparteiliche Initiative “Pro Netzneutralität”, die sich für die gesetzliche Verankerung der Netzneutralität einsetzt. Ich durfte die Plattform konzertierten, gestalten und umsetzen.
Technisch gesehen läuft pro-netzneutralitaet.de auf einem Lighttpd-Debian-System. Als PHP-Version ist 5.3 im Einsatz, die im Vergleich zur weitverbreitenden 5.2, von Haus aus schon erheblich optimiert ist. Zusätzlich sind zur Unterstützung APC und Memcache im Einsatz. Die Kampagnenseite selber ist ein WordPress 3.0. Dies mag zwar überraschen, ist für mich jedoch eine logische Entscheidung, denn eine Unterschriftenliste ist nicht viel mehr als ein Kommentarbereich.
Als WordPress-Theme kommt ein selbstentwickeltes Design auf Basis von HTML5 zum Einsatz. Die Listenfunktion basiert wie oben schon erwähnt auf auf dem normalen Kommentarbereich, jedoch habe ich noch zusätzlich das Plugin “Comment E-Mail Verification” aktiv, damit auch nur per E-Mail verifizierte Stimmen öffentlich erscheinen. Memcache wurde über einen sogenannten “Object Cache” an WordPress angebunden, APC hingegen läuft nur auf PHP-Ebene.
Insgesamt kann man schon aus technischer Sicht sagen, dass die Kampagne ein Erfolg war, denn die Seite lief in den ersten Tagen ohne Ausfall während es zigtausende Aufrufe aus Richtung Spiegel Online, Handelsblatt, Golem und Die Presse gab. Neben den über mittlerweilen zehntausend Empfehlungen über Twitter und Facebook. Aber was mich als Systemadministrator natürlich ganz stolz macht ist einen Backlink von heise online ohne Einbüße ausgehalten zu haben.
Der Heise-Effekt (im englischsprachigen Raum auch als Slashdot-Effekt bekannt) beschreibt ein massenhaftes Wandern von Besuchern des Newsportals heise online, welches vor allem von der IT-Spezies gelesen wird und sehr reichweitenstark ist, zu einer verlinkten Webseite. Im Endeffekt kann man wohl von einem Distributed Denial of Service (DDoS) sprechen, denn hunderttausend Nerds versuchen gleichzeitig eine Seite aufzurufen. Das hat schon manchen Server lahm gelegt.
Zwar lief und läuft die Webseite soweit rund (bis auf einen dreißigminuten Ausfall auf Grund des fehlkonfigurierten Webservers am letzten Freitagvormittag), jedoch gab es beim Versand der E-Mails erhebliche Probleme. Die SPAM-Filter reagierten leicht verschnupft auf die verschickte Bestätigungsmail. Diesen werden nämlich direkt über die PHP-Funktion mail() versandet.
Die E-Mails waren zwar scheinbar von “info@pro-netzneutralitaet.de” aber im E-Mail-Header war als Absender hingegen “lighttpd@flabs.org” angegeben, zudem beinhaltet die rDNS-Adresse des Servers die eigentliche IP-Adresse, was wohl als Kriterium für Spam gewertet wird. Meine schnelle Lösung vorerst lautete daher SPF-Tags sowie dicke Warnhinweise auf der Seite, denn an gravierende Einschnitte hatte ich mich deshalb noch nicht getraut, da die Seite zurzeit noch medial im Fokus steht. Jedoch gilt für die nächste Mail-Kampagne dies zu beheben.
Ich bin trotz der kleineren und größeren Pannen zufrieden und konnte daraus viel lernen, denn man erlebt es doch selten, dass man ein vielverlinktes und –frequentierte Projekt betreuen darf. Natürlich hoffe ich auch, dass das Ziel der gesetzlichen Verankerung der Netzneutralität kommt und das jede Unterschrift ihren Teil dazu beigetragen hat.
Danke für den Einblick in den technischen Hintergrund. Allerdings finde ich, fehlt da die Aufstellung, um welche Hardware es sich handelt. Ohne diese Info sind die lighthttpd, php, memchached und apc imho nur halb aussagekräftig ;)
Hast Recht, es handelt sich um einen vServer von netcup, hier die genauen Leistungsparameter (der läuft jetzt seit fast 3 Jahren, daher nicht über die „schwache“ Ausstattung wundern).