Am Montag, 7. Juni 2010, fand in Berlin der deutsche Vorbereitungsgipfel für das Internet Governance Forum 2010 der UN statt, welches im September in Wilna (Litauen) abgehalten wird. Dabei kam auch Sinn und Zweck von Städte-TLDs, wie „dotBerlin“, zur Sprache und dabei machte ich den Vorschlag die Top-Level-Domain (TLD) „.dd“ zu reaktivieren.
Das Internet Governance Forum soll die Plattform für internationalen Dialog für politische Einflussnahme auf das Internet, Regulierung und rechtliche Rahmenbedingungen der Vereinten Nationen sein. Seit 5 Jahren jährlich stattfindend, wird es dieses Jahr in Hauptstadt von Litauen Halt machen. Das Besondere: Die Teilnahme ist für Jeden offen. Man muss kein Mitglied irgendwelcher Delegationen sein, nur Interesse sollte man haben. (Meine Teilnahme ist noch nicht sicher, hängt ein bisschen von Terminplanung und Sponsoren ab…)
Ein Bestandteil des Konzepts sind die nationalen Foren, wie das hier in Deutschland, welches vom „eco“ (Verband der Internetwirtschaft) geleitet und unterstützt wird. Dem internationalen Beispiel folgend, gibt es auch hier eine offene Beteiligung. Das fand am Montag in der schönen „Landesvertretung des Landes Sachsen-Anhalts beim Bund“ (Berlin) statt und am Ende des Tages war Zeit für eine freie Themendiskussionen, welche sich zum Für und Gegen von Städte-TLDs entwickelt hatte.
Insgesamt lehne solche Städte-TLDs ab. Zum einen sehe ich die Gefahr der Ungerechtigkeit, denn die Einführungspreise für eine Domain werden sicher hoch sein und keinesfalls für Privatpersonen bezahlbar. Allein der ICANN-Vorgang muss mit knapp 1 Mio. US-Dollar bedacht werden und sowie jährliche Gebühren von bis zu 100.000 US-Dollar (Ohne Server- und Verwaltungskosten!). Diese müssen erst mal hereingeholt werden. Finanzstarke Unternehmen können sich die neue TLDs leisten, die Bewohner der Städte nicht.
Ein weiterer Grund wieso ich solche Projekte, wie „dotBerlin“, ablehne, ist die Diskriminierung anderer Städte oder Regionen, die nicht in der Lage sind (bzw. ihre Wirtschaft) solche Städte-TLDs zu realisieren. Obwohl es viele regionale Initiativen gibt, werden es nur Wenige, wie z.B. dotBerlin, schaffen. Ich sehe nicht ein, welche Berechtigung Berlin hat eine Top-Level-Domain zu „kontrollieren“ und Hannover oder Hamburg z.B. nicht.
Ich stehe daher für die Schaffung eines zweiten deutschen Domainraums, neben dem altbekannten „.de“, ein. Während der Diskussion schlug ich als Scherz vor, die TLD „.dd“ zu reaktivieren. Diese Top-Level-Domain war eigentlich für die DDR geplant und wurde aus wiedervereinigungstechnischen Gründen nicht mehr eingeführt und wird daher nicht genutzt und gilt seitdem als reserviert.
Mittlerweile meine ich diesen Vorschlag sehr ernst. Ich sehe in der Reaktivierung nur Vorteile. Das „.dd“ ist ähnlich, aber nicht zu ähnlich, zu „.de“, eine deutsche Identifikation von „.dd“ ist auch möglich („dd = deutsche Domain“) und mit der Denic haben wir ein kompetentes Zentrum, welches so ein Projekt auch kostengünstig umsetzen kann, was wiederum die Regierungskosten für jeden Einzelnen senkt.
Des Weiteren bezieht „.dd“ Jeden in Deutschland mit ein und nicht nur die Berliner mit dotBerlin. Daher wünsche ich mir eine Reaktivierung der Top-Level-Domain „.dd“ unter der Leitung der Denic mit den bekannten deutschen Regeln, die schon für „.de“ gelten. Gegen eine Verstadtstaatlichung des Domain-Raums.