Mehr Staat wagen / Mehr Wir wagen

Ich quäle euch mal mit einer kleinen Binsenweisheit: Der Staat sind wir. Das ist kein grauer Apparat oder Black Box irgendwo an der Spree in Berlin ferngesteuert aus Brüssel, der gegen „uns“ arbeitet, weil es „denen“ Spaß macht und „irgendwem“, aber nicht „uns“, nützt. Wenn Mathias Richel fordert, dass der Staat öffentliche Netzräume als Alternative zu kommerziellen Angeboten schaffen soll, dann meint das Uns.

Auch wenn ich die Sorge vor Gremien voller weißer, alter Männer verstehe und die Angst, der Staat geht nicht sorgsam mit dem ihm anvertrautem Netzinfrastruktur um, aber die im Netz aktive Zivilgesellschaft (vulgo Netzgemeinde) hat schon Einfluss genommen und Dinge verhindert. Verhindern ist der erste Schritt. Der nächste Schritt ist Gestalten.

Es liegt an uns diese öffentliche Netzräume zu schaffen. Als Staat, über demokratische Teilhabe, Einflussnahme und Kontrolle. Als Zivilgesellschaft, über Engagement. Als verrückter Haufen, der es mal (wieder) wagt. Das klappt nur von innen: In der Gesellschaft, in Parteien, in Vereinen, im Staat. Draußen stehen und jammern funktioniert nicht (mehr). Dafür sind auch Veränderungen in Parteien und Politik notwendig. Die kommen nicht von alleine, der Zündfunke sollte von uns kommen.

Ob es nun Public Space Server, Engagement in OpenSource/OpenData-Projekten, festgeschriebene Netzneutralität, den Eltern/Großeltern das Internet erklären, das Recht auf Netzzugang (am Besten mit fester IPv4/v6-Adresse als synchroner Zugang) oder die kommunalen Stadtwerke, welche das Netz in der Gemeinde vor Ort ausbauen, sind. Der Staat, nein Wir, können viel machen. Wir müssen nur wollen.

Mehr Staat wagen heißt Mehr Wir wagen. Wer jetzt schon aufgibt, gibt sich selber auf. 2013 sollte unser Jahr werden.

„Nun siegt mal schön!“

Es ist mittlerweile dreieinhalb Jahre zurück, dass ich meine letzte richtige Webapplikation fertig gestellt habe. Mit „twitterwallr“ kann einfach Twitterwalls erstellen. Ironischerweise geht mit dem heutigen Launch meiner neuesten Webapplikation, dem Politwettbüro, twitterwallr wohl bald offline. Mit der neuen Twitter-API im März 2013 funktioniert der Dienst nicht mehr.

Die Idee hinterm „Politwettbüro“ (bin ja ein wenig Stolz auf den Namen) ist einfach erklärt: Gegen Andere auf politische, gesellschaftliche oder wirtschaftliche Ereignisse wetten und damit Punkte, Badges und Ruhm als Motivation gewinnen. Und weil man dafür ein wenig Gespür haben oder wenigstens auf dem neuesten Stand sein muss, gibt es den Aspekt der politischen Bildung noch obendrauf.

Seit heute früh ist die erste private Betaversion online. Viele Dinge funktionieren noch nicht, einige Sachen warten auf ihre Implementierung oder mancher Rechtsschreibfehler hat sich hinein gemogelt. Auch ist völlig offen ob so ein Spiel von den Leuten auch gespielt wird, ob es genug Spannung bietet und andere Dinge. Für mich ist das auch ein wenig Neuland. Ich hoffe einiges dabei zu lernen.

Jedenfalls geht’s jetzt los. Die ersten Einladungen sind heraus, wer nett fragt bekommt auch eine. Ich persönlich hoffe in den kommenden Wochen (mit der Niedersachsen-Wahl wird es knapp) in eine öffentliche Beta zu starten, aber mal schauen wie die weitere Entwicklung läuft.

Die private Beta trägt den Codenamen „Heuss“, nach dem ersten Bundespräsidenten Theodor Heuss. Dieser sagte mal zu Soldaten bei einem Übungsmanöver „Nun siegt mal schön“. Ich finde das passt auch zum Politwettbüro sehr gut.

Frohe Weihnachten

Den gesellschaftlichen Konventionen entsprechend wünsche ich euch frohe Weihnachten bzw. Feiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Hier wird es in 2013 weitergehen.