Der anyca.st ist gerade in zweiter Sommerpause, jetzt nicht wegen fehlender Technik oder Terminproblemen, sondern wegen mir. Ein paar Gedanken…
Ich höre mir eigentlich jede Folge mehr oder weniger im Nachhinein größtenteils noch mal an. Ich bin nie zufrieden. Sobald die Aufnahme läuft schaltet bei mir im Kopf alles automatisch um. Ich drehe auf, werde zapplig, man versteht mich kaum. Meine Gedanken rauschen durch ohne Selbstreflexion oder wenigstens mit vorher mal drüber nachdenken, bevor man den Mund aufmacht. Der Ergebnis: Die meiste Zeit kommt größter Bullshit heraus, von Fakten stimmen nicht bis größtem Schwachsinn.
Ist die Aufnahme beendet, das Headset abgelegt, komme ich quasi zu mir. Ich bereue sofort. Mir fallen sofort vielen gesagte Dinge ein, die ein klar denkender Mensch einfach nicht sagt. Egal mit wie viel Konzentration ich an die Sache gehe, ich werde live immer eine andere Person. Das frustriertet mich. Mir fehlt immer mehr die Lust weiter zu podcasten.
Jetzt könnte man sagen: Mit dem Inhalt kann man so ein Defizit ausgleichen, oder es versuchen auszugleichen. Nur: Die meiste Zeit plappere ich mehr oder weniger das Weltgeschehen nach. Und das auch noch oft falsch. Ich kann kein Geschichtenerzähler sein. Mir fehlen die Geschichten. Ich bin aufregend wie ein Sparkassendirektor. Aufstehen, Schule, Nachmittag & Abend absitzen, Schlafen. Es liegt an meiner Natur: Ich bin strukturkonservativer Steinewerfer im Internet. Ich hasse Aufregung. Ich hasse Menschen. Ich kann einfach nichts erleben worüber man erzählen könnte.
Ich beneide Renke. Er schafft es mit einer gute Mischung aus Meinung, Jura und Geschichten die Leute zu unterhalten, am Ball zu halten. Und sein Humor verfeinert das Ganze. Ich glaube „der Erfolg“ von anyca.st ist sein Verdienst. Wegen ihm schalten die Leute in, mich ertragen sie. Alleine mein Lachen. Ich hasse es. Und das ist keine Anklage an Renke, eher Bewunderung. Ich klebe ja auch an Renkes Lippen die ganze Zeit.
Ich weiß ja nicht was die Hörer*innen denken. Ob sie glauben das ist Show oder ich wirklich so bin. Ich bin nicht so. Hoffentlich. Aber ich kann es nicht beurteilen. Viel Feedback kommt nicht, eigentlich gar nicht, nur Flattr, aber mit Geld kann man keine Sendung oder sich selber weiterentwickeln. Ich weiß nicht was ich ändern kann, aber dauerhaft abzuschalten will ich auch nicht, aber so weiter machen geht auch nicht. Vielleicht bleibt man doch nur die Erkenntnis: Sparkassendirektoren podcasten nicht.