Ich höre »linke Musik«. Hab das eine oder andere linke Shirt im Schrank. War mal auf einer Demo. Finde Feminismus ganz toll, Sexismus und Faschismus eher nicht so. Setze und spreche artig Sternchen, um alle einzubinden.
Die Sache mit dem »Kommunismus« oder »Sozialismus« oder »Anarchismus« oder »Syndikalismus« verstehe ich nicht. Und der »Kapitalismus« fühlt sich auch nicht so falsch an, aus meiner Warte zu mindestens. Bin in einer Partei und viel schlimmer, kann mich nicht von dieser lösen, deren Selbstausrufung eine »linken Volkspartei« zu sein eher Häme provoziert.
Links sein fühlt sich cooler an als Rechts sein.
Nur: Bin ich links, weil ich mir ein wenig linke Subkultur einverleibt habe? Ist es links sich ständig auf einer ironischen Metaebene zu bewegen, herzlich den Gag der Judäischen Volksfront / Volksfront von Judäa in allen Variationen zu zelebrieren, um nicht nachdenken zu müssen? Es fühlt sich für mich falsch an sich links zu nennen, wenn eins »Das Kapital« bei Amazon bestellt und nach wenigen Monaten bei Amazon wieder verkauft hat.
Mir das alles viel zu kompliziert.
Meine Solidarität mit linken Zusammenhängen fühlt sich vergiftet an. Von jemanden, der politisch eher verwaltet und dessen Vision nicht mehr als die Tagesordnung für die nächste Sitzung ist.
Links als Label damit man sich besser fühlt. Hilfreich hört sich das nicht an.
Naja, am Ende müssen wir uns wohl eingestehen, dass das Links-Rechts-Schema doch nur eine grobe Orientierungshilfe ist. Ich würde mich selbst zwar klar als links bezeichnen, aber mit einem antifeministischn, antiimperialistischen orthodoxen Marxisten der Stalin okay findet, habe ich hoffentlich doch nix gemeinsam und wir dürfen nicht vergessen, selbst Nazis ganz rechts bezeichnen sich gerne als Sozialisten und rezipieren linke Klassiker wie Marx oder Gramsci oft mit großer Begeisterung. Andererseits haben sie mit militaristischen Royalisten, anderen Rechten, manchmal gar nicht sooo viel gemein haben.
Also, mehr als so grob gefühlt einordnen können wir gar nicht, wichtiger als die tendentiellen Richtungsangaben sind und bleiben wohl die konkreten Tatsachenentscheidungen.
(Meine Gefühle dem Kapitalismus gegenüber sind übrigens ziemlich ähnlich. Ich find da zwar schon ziemlich viel scheiße, aber sehe auch kein anstrebenswertes anderes Ziel, welches nicht vollkommen utopisch ist. Aber psst ;>)