Zeit für Helden

Wolfgang Gründinger ist unzufrieden. Unzufrieden mit seiner SPD. Nach 12 Jahren Mitgliedschaft, vielen Höhen und noch mehr Tiefen, unzufrieden wie die SPD auf die Herausforderungen der Digitalisierung und den Folgen in der Gesellschaft und, noch entscheidender, der Krise der Demokratie in Europa antwortet.

Er wird Mitglied der Piratenpartei, weiterhin mit seinem roten Parteibuch in der Tasche. Wie er selbst schreibt als U-Boot, als Doppelagent, um heraus zu finden was die Neulingen anders und besser machen. Es ist eine Reise durch Organisation, Stammtische, Liquid Feedback und Parteitage. Um das Ende zu verraten: Er wird enttäuscht.

Die Neuen sind in der Tat anders, anders mit ihre Probleme, ob Nazis & Trolle, die Shitstorm-(Un-)Kultur, Grenzen der Basisdemokratie oder das fehlende Wertefundament der Partei und doch wie jede andere Partei: Fehlende Aktive, Hauen und Stechen und der Wille alles besser zu machen.

Und am Ende bleibt er Sozialdemokrat. Mit Ideen wie man den alten Tanker SPD, im Jahr 150 der deutschen Sozialdemokratie, auf einen neuen Kurs bringt. Vor allem auch die Piraten nicht als Gefahr sondern als begrüßenswertes Experiment für die Demokratie zu begreifen und sowohl in der SPD auch in der deutschen und europäischen Politik sich neuen Demokratie-Elementen zu öffnen. Mehr Demokratie wagen, würde Willy sagen.

Ich tue mir schwer das Buch von Wolfgang Gründinger einzuordnen. Ist es ein Buch über die Piraten? Über die SPD? Oder doch über die (Parteien-)Demokratie? Eins ist »Meine kleine Volkspartei« auf jeden Fall: Ein starkes Plädoyer für mehr Helden, um die Demokratie im Zeitalter der digitalisierten Gesellschaft weiter zu entwickeln, um die Herausforderungen der heutigen Zeit adäquat zu beantworten und ein Denkanstoß für die SPD.

»Meine kleine Volkspartei – Von einem Sozi, der absichtlich Pirat wurde« von Wolfgang Gründinger, jetzt erschienen bei Eichborn.

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